Saturnia - Muzak

Magisch. Ein Mann und drei Jahre im Studio, das Resultat - ein psychedelisches Meisterwerk. Ein paar kleinere Gastbeiträge gab es wohl, aber im Groben hat Mr. Luis Simõnes dieses Werk gänzlich allein komponiert, eingespielt und aufgenommen - und Muzak ist ein Monolith, ein nicht zu erfassender Rausch irgendwo im Bereich von Psychedelic-, Spacerock und Trip-Hop, ein ewig pulsierendes Klangobjekt, dass den Hörer mit auf einen unheimlich intensiven Trip nimmt. Es kommt einfach alles zusammen. Nebelige Orgel-Schwaden, grandiose Lead-Gitarren, Lap-Steel-Gitarren, wuchtige Schlagzeug-Rhythmen, geniale Flötenmelodien, hypnotisierende Sitar Klänge, abgehobene Space Synthies, geniale Hammond Melodien - man merkt dieser Scheibe seine lange Entstehungsgeschichte zu jeder Sekunde an, alles harmoniert in fantastischem Einklang zueinander, die Songs sprühen nur so von kompositorischer Dichte, diese Musik ist lebendig und atmet, bewegt sich hin und fort, und hat doch stehts das gleiche Ziel vor Augen. Wirklich jeder einzelne Song ist auf seine Art genial. Sei es der spaceige Opener Mindrama, das herrlich psychedelische Organza, bei dem Hawkwinds Nik Turner ein gewaltiges Flöten-Solo zelebriert, oder das von Trip-Hop Beats angetriebene Kite - der Mann beherrscht sein Metier. Gerade dieser Wechsel macht den Reiz aus: psychedelische Rauchschwaden treffen auf moderne, trippige Rhythmik, oft geht das Eine in geradezu anbetungswürdiger Manier in das Andere über, zu hören beim genialen Infinite Chord. Herrlich hypnotisierende Soundschwaden (Hedge Maze) treffen auf mystisch träges (Utterly Luminescent), letzteres wieder mit Sitar und famosen Flötenspiel.
Luis hat ein geradezu fantastisches Händchen für Harmonien und Melodieläufen - diese Melodie am Ende von Aqua z.B. kann man im Grunde nur noch auf den Knien hören. Und bevor wir das vergessen: der Mann hat zu guter Letzt auch noch eine grandiose, sanfte Stimme, die sich wie angegossen über die Soundschwaden legt. Und beim abschließenden Psychedelic Monster Syrian gibt es zudem noch Spoken Words von David Allen, seines Zeichen der Begründer der legendären Gong. Wenn das nicht dem Ritterschlag nahe kommt.
Ein waberndes, pulsierendes, psychedelisches Hammeralbum, ein gewaltiger Trip, der gekonnt die alten Helden mit moderne Rhythmik verbindet und so einen völlig frischen Sound erschafft, der an Intensität kaum zu überbieten ist.

Tinnitus 03/2007 Haiko Nahm